Kleine Liebeserklärung an den Darm

Seit der Weltbestseller „Darm mit Charme“ von Giula Enders die Bücherregale erobert hat, befreit sich unser größtes Organ aus seiner dunklen Ecke und fasziniert Medizin, Wissenschaft und auch die Nahrungsergänzungsmittel-Industrie mehr und mehr. Der Darm, die Darmflora und das Mikrobiom sind in aller Munde und das durchaus zurecht. Denn der der Darm und seine Flora stellen eine zentrale Basis für die Gesundheit von uns Menschen dar.

Wissenswertes über die Darmflora

Der Darm ist ein acht Meter langer Muskelschlauch, der es mit zahllosen Zotten und Ausstülpungen auf eine Gesamtoberfläche von 300 Quadratmetern bringt. Mehr als die meisten Häuser oder Wohnungen.

Als Darmflora wird die Gesamtheit der Mikroorganismen bezeichnet, die den Darm von Menschen und Tieren besiedeln. Die Darmflora wiederum gehört zum Mikrobiom, welches die Gesamtheit aller Mikroorganismen im Körper umfasst. Es besteht aus Milliarden von Bakterien. Alle zusammen wiegen sie ca. ein bis zwei Kilogramm. Die überwiegende Mehrzahl (ca. 99 Prozent) dieser Bakterien befindet sich im Magen-Darm-Trakt. Ohne diese Mikroorganismen wären wir nicht lebensfähig.

Die Bezeichnung „Flora“ stammt noch aus einer Zeit, in der man dachte, die Mikroorganismen gehören zum Pflanzenreich. Da Bakterien heute eine eigene Domäne bilden, spricht man richtigerweise von einer Darmmikroorganismengemeinschaft oder von einer Darmmikrobiota. Darmflora klingt allerdings einfacher. Sie besteht aus ca. zehn Billionen Mikroorganismen von ca. tausend unterschiedlichen Bakterienstämmen, die zum größten Teil in unserem Dickdarm leben. Sie bilden dort das am dichtesten besiedelte Ökosystem, das die Forschung überhaupt kennt. So leben in jedem Gramm Darminhalt mehr Mikroben als Menschen auf der Erde. Ganz schön was los …

Warum ist die Darmflora so wichtig?

Um dies aufzuzählen, würde ein ganzes Buch eigentlich nicht ausreichen. Denn die Darmbakterien (Mikroorganismen) sind wirklich fleißig … So helfen sie bei der Verwertung von Nahrungsbestandteilen, spalten unverdauliche Nahrung auf, liefern Vitamine, verhindern, dass sich Krankheitserreger im Darm ausbreiten können, bauen Giftstoffe ab und tragen zum Funktionieren unseres Immunsystems bei. Außerdem regt die Darmflora die Darmbewegungen an. Darmbakterien produzieren darüber hinaus das für die Blutgerinnung wichtige Vitamin K und gesunde Fettsäuren. Auch können die fleißigen Bakterien Entzündungen unterbinden. Und das alles, um dem Darm bei der Bewältigung seiner heldenhaften Aufgabe zu helfen. Denn der Darm steht, anders als die Haut, die eine einfache Barriere bildet, vor einem Paradox: Er muss giftige Eiweiße und feindliche Bakterien abwehren und gleichzeitig nahrhafte Eiweiße und Bakterien einlassen. Quasi nebenbei tastet der Darm mit Sensoren die Organe ab, versendet Botenstoffen, kommuniziert mit dem Gehirn und trifft völlig eigenständig Entscheidungen über Prozesse, von denen Leben und Tod abhängen können.

Die verschiedenen Aufgaben der Darmflora sind:

  • Nahrungsverdauung: Die Darmbakterien unterstützen die Verdauung und übernehmen eine wichtige Rolle für die Beweglichkeit des Darms (Darmmotilität).
  • Vitaminproduktion: Die Darmflora produziert verschiedene Vitamine und stellt sie dem Körper zur Verfügung. Dazu zählen u. a. Biotin, Folsäure, Riboflavin sowie Vitamin B12 und Vitamin K.
  • Neutralisieren von Giftstoffen: Einige Darmbakterien können giftige (toxische) Substanzen neutralisieren. Einige dieser Substanzen gelten als krebserregend.
  • Immunabwehr: Der Darm ist die Wiege des Immunsystems. 80 % der Abwehrkräfte entstehen hier und werden von den Darmbakterien genährt.

Was passiert, wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät?

Erste Alarmsignale einer gestörten Darmflora sind oft Blähungen, Verstopfung, Durchfall, Darmkrämpfe und Bauchschmerzen, wechselnder Stuhlgang (hart und weich) sowie ein schmieriger, übelriechender Stuhl. In Folge werden die Nährstoffe aus der Nahrung nicht mehr komplett verwertet und es beginnt ein verflixter Teufelskreis!

Je intensiver sich Wissenschaftler und Ärzte mit dem Darm beschäftigen, umso länger wird die Liste der Krankheiten, die dadurch möglicherweise beeinflusst werden: Ganz sicher gehören dazu chronisch entzündliche Darmkrankheiten wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Reizdarm oder der „löchrige Darm“ – „leaky gut“. Aber auch Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, Arthritis, Rheuma, Diabetes, Neurodermitis und Allergien stehen auf der Liste. Sogar psychiatrischen Leiden wie Alzheimer oder Autismus werden von der Darmbesiedlung beeinflusst. Eine schlechte Darmsituation verursacht auch „harmlosere“ Symptome wie z. B. Kopfschmerzen, Migräne, Unlust, Nervosität, Gereiztheit, Schlafstörungen, Müdigkeit am Morgen, Zungenbelag, übler Mund- und Körpergeruch, Rücken- und Gelenkschmerzen, Atemnot, Herzbeschwerden, Hautprobleme u. v. m.

Was kann ich für die Darmflora tun?

Je gesünder die Darmflora, umso gesünder der Mensch und desto geringer die Gefahr für Krankheiten. Der Aufbau der Darmflora ist deshalb eine wichtige Komponente jeder Krankheitstherapie sowie Präventionsmaßnahme. Besonders nach der Einnahme von Antibiotika gilt es die Darmflora möglichst schon während der Einnahme wieder aufzubauen. Am besten gelingt dies durch die Zuführung von Pro- und Präbiotika.

Probiotika sind Zubereitungen, die lebensfähige Mikroorganismen enthalten, wie zum Beispiel Milchsäurebakterien und Hefen enthalten.
 
Präbiotika dagegen sind nicht verdaubare Lebensmittelbestandteile, die Wachstum und Aktivität der Bakterien im Dickdarm fördern – z. B. Ballaststoffe wie Inulin und Oligofruktose.

Wird Präbiotika gar nicht oder nur selten gegessen, leiden die guten Darmbakterien Hunger.
Im hungrigen bzw. geschwächten Zustand lassen sie sich leicht von pathogenen Bakterien verdrängen. Die Darmflora gerät aus dem Gleichgewicht, eine sogenannte Dysbakterie entsteht und der Mensch kann krank werden. Nahrung für unsere Bakterienstämme ist in bestimmten Lebensmitteln enthalten. Meistens handelt es sich dabei um gewisse nicht verdaubare Kohlenhydrate, wie z. B. gekochte und abgekühlte Kartoffeln oder Inulin. Inulin ist beispielsweise besonders üppig in Topinambur, Pastinaken, Chicorée, Artischocken, Schwarzwurzeln oder in Löwenzahnwurzeln enthalten.

Da die Verdauung bereits im Mund beginnt, ist gutes Kauen wichtig. Dadurch wird die Nahrung eingespeichelt und durch die Verdauungsenzyme der Verdauungsprozess eingeleitet. Kontraproduktiv für eine gute Darmflora ist auch meist das Trinkverhalten. Wird zum oder gleich nach dem Essen getrunken, wird die Magensäure verdünnt und der Speisebrei liegt zu lange im Magen. Vermeidet deshalb hastiges Essen und mehrgängige Menüs, verzichtet auf das Dessert sowie Alkohol zum Essen. Am besten eine Stunde vor bis eine Stunde nach dem Essen nicht trinken und nur essen, wenn man hungrig ist! Die Speisen sollten nicht zu heiß oder kalt sein, optimal wäre Körpertemperatur.

Ihr seht schon – wenn es um die Darmflora geht, geraten wir schnell in Schwärmen. Wir hoffen, wir haben euch dabei interessante Informationen bieten können.

Noch ein letzter Tipp:

Wir empfehlen zweimal im Jahr eine Darmkur mit Mikroorganismen über vier bis acht Wochen durchzuführen. Besonders hochwertige Bakterien (Pro- und Präbiotika) aus über 80 verschiedenen Bakterienstämmen befinden sich z. B. in dem Antioxidans der Eussenheimer Manufaktur.

Print Friendly, PDF & Email